Rezension
„Yorsch und die Felle des Waalgard“
von Christoph Schellenberg
Schelly-Verlag Schlüchtern
Yorschs besinnlicher, fröhlicher Heimatort freut sich gemeinsam auf ein großes Fest. Dieser idyllische Moment zu Beginn der neuen Geschichte Christoph Schellenbergs dauert nicht lange an. Die Vorbereitungen werden durch canturische Reiter unterbrochen, die das Dorf angreifen und die Kinder entführen. Auch Yorsch und seine besten Freunde geraten in die Fänge der Kinderräuber und werden auf einem langen Ritt in ein Land gebracht, welches ihnen völlig unbekannt ist. Hilflos und verängstigt werden sie in Cassantinu zum Kauf angeboten und müssen machtlos mit ansehen, wie sie selbst und ihre Freunde in den Besitz Fremder übergehen - ohne zu wissen, was sie erwartet.
Nur gut, dass Yorsch mit Waalgard zwar einen griesgrämigen, aber im Herzen doch gutmütigen Fallenleger als Käufer erwischt hat. Yorsch, mit seiner liebenswerten guten Seele, gelingt es in dieser Geschichte die harte Schale des Waalgard zu knacken. In diesen schwierigen Zeiten kann er sich seinem Freund, dem sprechenden Spatz, und den Tieren im Stall anvertrauen. Wenig talentiert für das Fallenstellen und sinnlose Töten von Pelztieren, kommt es zwischen Yorsch und seinem Besitzer zu einigen Reibereien.
Uneigennützig entschließt sich Yorsch nach Waalgards Verschwinden, trotz vieler Strapazen, nach ihm zu suchen. Unterstützt wird er hier von seinem alten Freund Obwalden. Yorsch entscheidet sich nicht zur Flucht, sondern möchte dem Fallensteller treu bleiben.
Nach wochenlanger Pflege des schwer verletzten Waalgard und Yorschs Mut den Angriff eines Bären abzuwehren, entwickelt sich schließlich zwischen dem "Knechtsklaven" und dem Fallenleger eine enge Freundschaft, die Yorsch letzten Endes, mit dem Zutun von Waalgards Freund Van Ferner, auch zur Freiheit und zurück in die Arme seiner Eltern verhilft.
Im mittlerweile dritten Abenteuer von Yorsch, nehmen mit gestiegenem Alter des Jungen auch die Gefahren in der Geschichte zu. Ähnlich wie bei Kultromanen wie "Harry Potter", wachsen die Leser mit dem Hauptcharakter der Bücher Christoph Schellenbergs mit. Zudem haben die drei Abenteuer inhaltlich Bezug zueinander. Bei der Entscheidung zum Kauf eines seiner Yorsch Abenteuer ist es daher empfehlenswert, mit dem ersten Band zu beginnen und darauf aufzubauen.
Mit der Entführung Yorschs und anderer Kinder aus seinem Heimatort, eröffnet sich den jungen Lesern eine Welt, die an einem sanften Gemüt nicht spurlos vorbei gehen. Mit der Ungewissheit Mama und Papa wiederzusehen, der Erfahrung mit anzusehen, wie die engsten Freunde versteigert werden und schließlich dem Verkauf der eigenen Person, werden bei dem einen Teil der Jugendlichen Spannung erzeugt, können aber bei anderen Ängste und Sorgen wecken.
Genau diese Ängste, erzeugen eine durchweg große Spannungsvielfalt, die zum Weiterlesen anregt. Christoph Schellenberg gelingt es hierbei, sich nicht nur an einem Spannungshöhepunkt festzuklammern, sondern erzeugt in der Geschichte mehrere Spannungsmomente, die von ruhigeren Lesephasen gefolgt werden. In dem Moment der einkehrenden Ruhe, kommt die nächste Gefahrensituation, so dass beim Lesen keine Langeweile einkehren kann.
Mein Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch für Erwachsene und Kinder ab acht Jahren
Julia Pittana, Sinntal, April 2015